Ausgefipst

So sehen Verlierer aus


Wie fängt man einen Text an, der doch eigentlich ein Ende ist? 4,8 Prozent für die FDP hinterlässt bei vielen ein Gefühl der Leere. Die Wahlparty abgesagt, der Witzbold Fipsi und Schnarri abgetreten. Autsch, liebe Liberalen. Das war ein Schlag mitten ins Gemächt.
Doch es war ein erwarteter Angriff auf die empfindlichen Genitalien der gelben Merkeldiener. Sie haben nicht im Wahlkampf versagt, der Wähler hat sie abgestraft. Vor vier Jahren zog die Partei mit Wahlversprechen wie Steuererleichterungen in den Wahlkampf. Am Ende wurde es nur für Hotelbesitzer billiger. Es ist fehlende Glaubwürdigkeit, die eine weitere Partei in Merkels Schatten nicht nur zu Boden gerissen, sondern vollkommen verzehrt hat.

Rot Rot Grün. Eher nicht

Es wird Jahre dauern, das Image der FDP wieder aufzubauen. Die SPD brauchte dafür mehr als 4 Jahre und ist mit ihrem jetzigen Ergebnis 25.07 (+2,7) Prozent noch immer auf dem Weg der Besserung. 46 Abgeordnete dürfen die Sozis nun mehr in den Bundestag schicken. Ein Erfolg. Auch wenn es Peer Steinbrück nicht anzusehen war, als er sich am gestrigen Abend im Willy-Brandt-Haus dem Publikum stellte. Der kantige Politiker hatte das Ziel, Angela Merkel abzulösen. Und ist gescheitert. Da helfen auch keine zwei Prozentpunkte mehr auf dem Konto.
Es war ein verlorener Wahlkampf, in dem Peer Steinbrück der richtige Mann mit den falschen Themen war. Oder die Themen eben den falschen Kandidaten hatten. Definitiv auch eine Fehlentscheidung der SPD. Der Grund dafür könnte jedoch einfach sein: Es wollte sich einfach niemand gegen Angela Merkel stellen. Immerhin drohte von Anfang an der Mühlstein. Und dieser hat nun eben Steinbrück erfasst.
Doch es gibt Hoffnung. Auch wenn davon niemand im Lager links der Mitte etwas hören möchte. Eine Koalition mit der Linkspartei und den Grünen würde den Finger-Peer doch noch ins Kanzleramt befördern (Mehrheit mit 319 Sitzen) - wäre jemand bereit, die Linken anzuhören. Doch das schlossen bereits am gestrigen Abend Spitzen von SPD und Grüne aus. Zu unstet und verwirrt ist ihnen die Linkspartei, die zum ersten Mal auch im Westen Siege erringen konnte.

Wie? Die Grünen haben verloren?

Es sind die Bündnisgrünen die sogar einen neuen Vorstand wollen nach den Wahlen. Die Partei, die sonst herbe Niederlagen als Siege bezeichnet, ist auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Pädophilen-Debatte und Weggie-Day haben die Candystormer ins politische Abseits gedrängt. Sie sind hinter den Linken (64 Sitze) mit 63 Sitzen im Bundestag die schwächste Partei. In einer Koalition, egal mit wem, wären sie nur Mehrheitsbeschaffer, aber keine Macher. Doch irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass es der Truppe um Jürgen Trittin egal wäre - solange Ministerämter dabei rausspringen. Bereits kurz nach der Wahl wurden Stimmen laut, die dem Politiker vorwarfen, Eigeninteressen über seine Partei zu stellen. Eine Eigenschaft die man sich eigentlich nur als Mitglied der Union erlauben dürfte.

Mutti mit 40 Prozent

Eine gnadenlose Kampagne, die Angela Merkel über Inhalte stellte und der FDP alle Chancen verbaute, hat Erfolg gehabt. 41,5 Prozent aller Stimmen gingen an Mutti und die anderen Leute, die da irgendwo scheinbar noch mitzumachen scheinen. Die gefalteten Hände, überlebensgroß plakatiert, haben gereicht. Ein Wohlfühlwahlkampf war es, welcher den klaren Auftrag zur Regierungsbildung bescherte. Deutschland geht es gut. 311 Plätze im Bundestag werden in Zukunft von CDU/CSU besetzt werden. Futtertöpfe für gefräßige Politiker. Dass nun ein Gesetz gegen Bestechlichkeit von Abgeordneten erlassen wird, ist nun wieder mehr als fraglich. War es doch die Union, die diesen Vorstoß in der letzten Legislaturperiode blockierte. Und auch Homosexuelle müssen weitere vier Jahre auf eine mögliche Gleichberechtigung warten.
Die einzige Gefahr die Mutti nun drohen kann, ist ihr eigener Machtanspruch. Es gibt niemanden mehr neben ihr. Weder Parteifreunde, noch Koalitionspartner. Konkurrenten wurden demontiert, vernichtet und entsorgt. Die FDP zerfleddert und anschließend ebenfalls mit einem süffisanten Lächeln in die Tonne getreten.
Wer soll also in Zukunft Angela Merkel das Frühstück ans Bett bringen? Jemand mit dem Shirt der SPD, oder doch Jürgen Trittin? Bereit wäre er auf jeden Fall dazu.

Nachdreher aus Dankbarkeit

Ein nicht gefälschter Post der AfD auf Facebook.
Noch einige Sätze zur AfD: Deutschland hatte Glück, dass diese "Alternative" aus Eurokritikern, Rechtsradikalen, Linken Extremisten und einigen verkopften Professoren den Einzug in den Bundestag am Ende doch eindeutig verpasste. Ihrem Chef Bernd Lucke war am Wahlabend die Enttäuschung anzusehen, nun nicht ebenfalls die fetten Gehälter eines Abgeordneten zu kassieren. Er sprach von den Wahlen fürs Europaparlament, an denen die AfD nun teilnehmen wolle. Was dort eine Partei zu suchen hat, die das gesamte Gebilde Europa am liebsten einreißen würde, müssen die Wähler 2014 entscheiden.
Fest steht jedoch, dass der Republik viel erspart geblieben ist. Die Alternative, die keine ist, darf nun außerparlamentarisch arbeiten, zusammen mit der FDP und den "sonstigen". Und wenn Deutschland noch mehr Glück hat, wir die AfD bald so begraben sein, wie die Piraten.
Bernd Lucke selbst wird zumindest in seinem Kellerchen auf den Euro schimpfen. Mit der D-Mark wären seine 4,7 Prozent ganze 9,4 gewesen! (Oder so ähnlich)





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